Berlin - Ob die effektivere Nutzung der Impfstoff-Ampullen von Biontech und Pfizer dazu führt, dass die EU und Deutschland mehr Impfdosen erhalten, ist fraglich. Zwar hatte die EU-Arzneimittelbehörde EMA Anfang Januar entschieden, dass die EU-Staaten aus einer Ampulle sechs statt zunächst fünf Impfdosen gewinnen dürften, doch Biontech und Pfizer haben sich in ihrem Vertrag mit der EU nicht zur Lieferung einer bestimmten Impfstoffmenge verpflichtet, sondern nur dazu, eine bestimmte Zahl von Impfdosen bereitzustellen.

Das bestätigten das Gesundheitsministerium und die EU-Kommission dem "Spiegel". Die bessere Ausnutzung der Ampullen könnte den aktuellen Impf-Engpass also nur beseitigen, wenn die Hersteller das 20-Prozent-Plus auch an die EU weitergäben. Was künftige Lieferungen angeht, sagte eine Biontech-Sprecherin dem "Spiegel" lediglich, dass die ursprünglich zugesagte Zahl an Impfdosen im ersten Quartal geliefert werde. So könnte die Steigerung auf sechs Dosen pro Ampulle letztlich die Hersteller finanziell profitieren lassen, da sie ihre Lieferpflichten einfacher erfüllt hätten und den restlichen Impfstoff anderweitig weiterverkaufen könnten.

Damit droht der Impfplan zu scheitern, den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn laut "Spiegel" am Montag an die Bundesländer verschickt hat. Darin rechnet Spahn mit 20 Prozent mehr Impfdosen. "Die Fehlerliste von Herrn Spahn wird immer länger", kritisierte Michael Theurer, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. "Von einer generalstabsmäßigen Planung und Durchführung kann nach dem offensichtlichen Impfdesaster schon lange keine Rede mehr sein."

Der SPD-Europaabgeordnete Tiemo Wölken sieht Spahn "vom guten Willen Biontech/Pfizers abhängig. Ich hoffe sehr, dass der zusätzliche Gewinn schnellstmöglich in den Ausbau der Produktionskapazitäten investiert wird."

Foto: Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer (über dts Nachrichtenagentur)

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