Berlin - Der Sicherheitsexperte Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations (ECFR) rechnet mit einer baldigen Großoffensive der russischen Truppen im Osten der Ukraine. "Russland wird versuchen, die ukrainische Armee im Osten in einen Abnutzungskrieg zu zwingen", sagte Gressel dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe).

Damit wolle man den Gegner ermatten, bis die organisierte Gegenwehr zusammenbreche. Dazu sei das Terrain im Donbass besser geeignet als die Gegend um Kiew. "Ich rechne ab nächster Woche mit größeren Offensiven." Wenn die Ukraine den Krieg noch gewinnen solle, müssten die Waffenlieferungen intensiviert werden, sagte der Experte, der lange im österreichischen Verteidigungsministerium gearbeitet hat.

"Die deutsche Position, die Ukrainer sind auf westlichem Gerät nicht geschult, deshalb können wir das nicht liefern, ist nicht haltbar", so Gressel. Viele in Deutschland hätten das Prinzip eines Abnutzungskriegs nicht verstanden. Zwar könne man die ukrainischen Truppen eine Zeit lang mit Material versorgen, das noch aus Sowjetzeiten stamme und mit dem die Soldaten vertraut seien, doch irgendwann würden dafür die Ersatzteile ausgehen. "Wir können uns also jetzt schon ausrechnen, wann die Ukraine kein Gerät mehr haben wird und wann wir anfangen müssen, auch westliches Gerät zu liefern, damit die ukrainische Armee nicht irgendwann wehrlos dasteht", sagte der ECFR-Experte.

Foto: Russisches Kriegsgerät (MOD, über dts Nachrichtenagentur)

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