Berlin - Die AG Kritis, ein Zusammenschluss von 42 teils hochkarätigen IT-Fachleuten, kritisiert vor dem Hintergrund des jüngsten Hacker-Angriffs auf Kunden einer US-Softwarefirma Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Es brauche Konzepte für den Schutz sogenannter "kritischer Infrastrukturen" wie Strom, Gas oder die öffentliche Gesundheitsversorgung, sagte AG-Kritis-Chef Manuel Atug dem Focus.

"Wir brauchen Wiederaufbaustrategien für den Fall, dass gleichzeitig mehrere Anbieter wichtiger Systeme angegriffen werden", so Atug. Dies bleibe das Ministerium der Öffentlichkeit bisher schuldig. Anstelle dessen sei es damit beschäftigt, Befugnisse für Sicherheitsbehörden und Geheimdienste zu fordern. Auf den Rat von IT-Experten höre die Regierung viel zu wenig - auch deswegen, weil maßgeblichen Vertretern der Exekutive aufgrund ihrer persönlichen Biografie jegliches Verständnis der komplexen Zusammenhänge in der digitalisierten Welt fehle. Ähnlich äußerte sich diese Woche bereits der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI). "Bislang haben entsprechende Appelle an die Politik wenig gebracht", so der BDI. Das Thema habe in der Bundesregierung "nicht die nötige Priorität". Das Verhältnis zwischen staatlichen Akteuren und privatwirtschaftlichen Unternehmen sei "von Misstrauen und Berührungsängsten geprägt". Der IT-Branchenverband Bitkom ergänzte, ein Patentrezept gegen Cyberrisiken gebe es nicht. Es müsse immer wieder über die Gefahren gesprochen werden. Bisher kämen Sicherheitsthemen sowohl in den Unternehmen als auch in der Politik zu kurz.

Foto: Computer-Nutzer (über dts Nachrichtenagentur)

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