Berlin - Alle Bundeswehr-Soldaten, die am Evakuierungseinsatz in Afghanistan beteiligt waren, sollen ihre Erfahrungen mit einem Truppenpsychologen besprechen, um psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Das berichtet das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Samstagausgaben) unter Berufung auf Bundeswehr-Kreise.

Dabei wird dort hervorgehoben, dass die Inanspruchnahme des Angebots freiwillig sei und man es niemandem aufdränge. Auch die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), hält ein solches Angebot für notwendig. Högl sagte dem RND, sie habe vor dem Rückflug nach Deutschland auf dem Flughafen der usbekischen Hauptstadt Taschkent "viele Gespräche" mit Soldaten geführt und freue sich, "dass alle heil zurückgekommen sind". Die Wehrbeauftragte sagte weiter: "Wir können sehr stolz sein auf das, was da geleistet wurde. Über 5.000 Menschen wurden gerettet. Das ist eine Höchstleistung."

Sie fügte hinzu: "Was ich allerdings auch gespürt habe, ist, dass wir das gut nachbearbeiten müssen." Die Soldaten hätten viel gesehen, was belastend sei und sie mitgenommen habe.

"Für diesen Einsatz gibt es deshalb ein spezielles Konzept der psychosozialen Nachbereitung." Den Soldaten würden gute Angebote gemacht. Darauf habe sie persönlich gedrungen. Als belastend gilt nicht allein, dass der Einsatz gefährlich war, sondern auch, dass die Soldaten teilweise selbst entscheiden mussten, wen sie retten und wen nicht.

Obwohl die Zahl der Soldaten in Auslandseinsätzen von über 10.000 im Jahr 2002 auf zuletzt rund 3.000 zurück gegangen ist, wächst umgekehrt die Zahl der Soldaten mit psychischen Erkrankungen im Allgemeinen und Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) im Besonderen. Wurden im Jahr 2017 noch 170 PTBS-Diagnosen gestellt, so waren es im vorigen Jahr 213. Die Zahl der psychischen Erkrankungen stieg in demselben Zeitraum von 274 auf 301, schreibt das RND.

Foto: Bundeswehr-Soldat (über dts Nachrichtenagentur)

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