Berlin - Vor dem Impfgipfel am Montagnachmittag hat SPD-Chef Norbert Walter-Borjans die Hersteller der Corona-Impfstoffe scharf kritisiert. "Ich bin schockiert über den Mangel an Sensibilität und Verantwortungsbewusstsein bei einigen Herstellern. Es geht hier nicht um Schokolade, sondern um ein Produkt, an dem Existenzen und der Zusammenhalt der Gesellschaft hängen", sagte Walter-Borjans dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Montagsausgaben).

"Das Agieren der Impfstoffhersteller irritiert mich zutiefst. Was sind das für Manager, die mitten in einer gesellschaftlichen Notsituation ohne mit der Wimper zu zucken gegebene Zusagen wieder zurücknehmen?", so Walter-Borjans weiter. "Die Unternehmen haben eine Gesamtverantwortung für die Gesellschaft – besonders, wenn sie mit Millionen Euro aus Steuermitteln gefördert worden sind. Ich erwarte von den Unternehmenslenkern, dass sie dieser Verantwortung gerecht werden", so der SPD-Chef.

Gleichzeitig müssten alle Lieferverträge zwischen den Unternehmen und der EU veröffentlicht werden. "Um zu bewerten, ob Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Fehler zu verantworten hat, müssen alle Verträge mit Herstellern auf den Tisch. Ich fordere die EU-Kommission auf, schnell für volle Transparenz zu sorgen", sagte der SPD-Politiker.

"Dass Brüssel die Verträge bislang nur zögerlich und mit vielen Schwärzungen veröffentlicht, macht misstrauisch", fügte er hinzu. Es stehe inzwischen fest, dass der Etatansatz für die Impfstoffbeschaffung insgesamt zu niedrig gewesen sei. "Da muss sich auch der deutsche Gesundheitsminister fragen lassen, warum er nicht mehr Geld zur Verfügung gestellt hat." Der Impfstoffgipfel müsse Klarheit darüber liefern, wer wann geimpft werde.

"Wir sind in einem Wettlauf mit dem Virus und seinen Mutationen auf der einen Seite und einer ausreichenden Immunisierung durch Impfung auf der anderen. Wir müssen verhindern, dass Ärzte gezwungen sind, über Leben und Tod von Patienten entscheiden zu müssen", sagte Walter-Borjans dem RND.

Foto: Norbert Walter-Borjans (über dts Nachrichtenagentur)

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