Berlin - Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hat Fehler in der Coronakrise eingeräumt. Bestimmte Entscheidungen der Kommission seien "aus der heutigen Perspektive" zu spät erfolgt, sagte er dem ARD-Politikmagazin "Panorama".

So wäre es laut Mertens "wahrscheinlich günstiger gewesen, mit dem Boostern früher anzufangen". Warum die Stiko so lange für ihre Entscheidung brauchte, erklärte Mertens damit, "dass wir erst definieren, welche Daten brauchen wir, um zu einer Empfehlung kommen zu können". Und wenn das festgelegt sei, dann müssten diese Daten erhoben, erarbeitet werden. "Und wenn diese Daten vorliegen, dann fängt die Stiko an, diese Daten zu diskutieren."

Der Stiko-Vorsitzende sagte auch, dass es nicht Aufgabe des Gremiums sei, die "Umsetzung der Impfung" zu organisieren oder darüber zu befinden, "wie die Impfstoffe beschafft werden, wie die Impfstoffe verteilt werden". Das seien alles Dinge, "die die Stiko überhaupt nicht betreffen". Gleichzeitig räumte Mertens allerdings ein, dass genau solche Faktoren Einfluss auf die Stiko hätten: "Das sehen Sie an der Frage der Empfehlung der Über-70-Jährigen", so der emeritierte Virologe. "Da nicht absehbar war, dass wir in unserer Bevölkerung so schnell wie in Israel eine Durchimpfung vornehmen können, musste man auf jeden Fall zunächst die Menschen schützen, die auch ein hohes Risiko für schwere Erkrankung haben. Und das war der Hauptgrund für diese Empfehlung."

Die im Kern ehrenamtliche Stiko sei stellenweise von der Politik auch alleingelassen worden: "In der Situation einer Pandemie hätte man eine bessere Personalausstattung sicher gut gebrauchen können", sagte der Stiko-Vorsitzende. "Für die besondere Situation im Augenblick müsste es mehr Personal geben, auch vor allen Dingen auch aus verschiedenen Bereichen Epidemiologen, Modellierer, also Fachleute, die mit mathematischen Modellen umgehen können. Da wäre eine noch größere, bessere Ausstattung sicher hilfreich."

Foto: Spritze (über dts Nachrichtenagentur)

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