Kiel - Zöge sich die deutsche Wirtschaft angesichts der globalen Krise nach Russland auch aus China zurück, würde dies laut einer Studie das Bruttoinlandsprodukt langfristig um nur ein Prozent senken. Demnach würde ein vollständiger Stopp aller Handelsbeziehungen mit Deutschlands derzeit größtem Handelspartner das Preisniveau angebluch nur um 0,23 Prozent erhöhen, so Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), über die die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet.
Die Zahl der Arbeitslosen stiege demnach um 450.000 Personen oder um einen Prozentpunkt auf eine Quote von 6,7 Prozent, die damit immer noch unter der Arbeitslosenquote von 8,1 Prozent im Jahr der Finanz- und Eurokrise 2009 liegen würde. Auch die deutsche Autoindustrie, die in China jedes dritte Fahrzeug verkauft, würde dem Bericht zufolge einen Abschied vom chinesischen Markt gut verkraften. In Wahrheit sei die Abhängigkeit der deutschen Autohersteller von China "geringer als gedacht", sagte ein Shanghaier Industrieberater der FAZ. "Kurzfristig wäre ein Rückzug vom größten Fahrzeugmarkt schmerzhaft. In 5 bis 10 Jahren könnte der Einbruch bei Umsatz und Gewinn jedoch durch andere Märkte ersetzt werden."
So könnte etwa VW in den USA und Südostasien zwei Millionen zusätzliche Fahrzeuge verkaufen, um den Verlust in China auszugleichen. Die andauernde Unterstützung von Russlands Präsident Wladimir Putin durch Chinas Führung dürfte nach Informationen der FAZ das beherrschende Thema des virtuellen EU-China-Gipfels am 1. April werden. In einem Videotelefonat mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron hatte Chinas Präsident Xi Jinping am Mittwoch zum ersten Mal von einem "Krieg" in der Ukraine gesprochen, Kritik an Russland jedoch weiterhin vermieden und die Sanktionen als Gefährdung für die Weltwirtschaft dargestellt. In deutschen Wirtschaftskreisen wird erwartet, dass die Unterstützung Pekings für Russland die europäisch-chinesischen Handelsbeziehungen schwer belasten könnte.
VW-Vorstandschef Herbert Diess hatte am Mittwoch seine "große Sorge" über drohende "wirtschaftspolitische und volkswirtschaftliche Folgen" des Ukraine-Kriegs für Deutschland ausgedrückt.
Foto: "Verbotene Stadt" in Peking (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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