Berlin - Die Unternehmen in NRW setzen bei der Vergabe von Ausbildungsplätze immer stärker auf Abiturienten statt auf Haupt- und Realschüler. Das ist das Ergebnis einer Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, über die die "Rheinische Post" (Dienstagausgabe) vorab berichtet.
"Das Abitur ist der einzige Schulabschluss, der mit Sicherheit eine Zukunftschance eröffnet. Für alle anderen Abschlüsse gilt das nur mit erheblichen Einschränkungen, auch und gerade in NRW", schreiben die Autoren um den Soziologen Dieter Dohmen. In NRW beginnen demnach 60 Prozent der Real- und Hauptschulabsolventen und ein Drittel derjenigen ohne Abschluss eine Ausbildung, während dieser Wert bundesweit bei 90 Prozent liege. Gleichzeitig beginnen 55 Prozent der Abiturienten in NRW eine Ausbildung, bundesweit sind es nur 45 Prozent. Zugleich hat sich die Zahl der Plätze verringert. Auch das spielt Bewerbern mit einem höheren Abschluss in die Hände. Der Übergang von der Schule in Ausbildung werde zunehmend zu einem immer enger werdenden Nadelöhr, so die Autoren. Probleme diagnostiziert die Studie auch in den Kitas. Dort seien Kinder mit Migrationshintergrund deutlich unterrepräsentiert. Bei den unter Dreijährigen betragen die Quoten 17 Prozent im Vergleich zu 37 Prozent bei Kindern ohne Migrationshintergrund. Dabei sei die Kita gerade für Erstere in Sachen Sprachentwicklung so wichtig. Zudem gehen die Autoren davon aus, dass die Schaffung von Kita-Plätzen nur langsam vorankomme, so dass weder im U3-Bereich noch bei den drei- bis fünfjährigen Kindern der Bedarf gedeckt werden könne.
Verschärft wird die Situation dadurch, dass im Zuge von Corona mehr Kinder von der Einschulung zurückgestellt wurden. Im Schulbereich sei aus demografischen Gründen wieder mit einem Anwachsen der Schülerzahlen bis in die 2030er-Jahre hinein zu rechnen. "Über dieses demografische Aufwachsen hinaus erhöht sich der Lehrkräftebedarf auch aufgrund des absehbaren Ausscheidens der Babyboomer-Generation", heißt es. Der daraus insgesamt resultierende Lehrkräftebedarf könne jedoch nicht gedeckt werden.
Foto: Fliesenleger (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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