Berlin - Deutschland hat in Gebäuden mit Mietwohnungen einen hohen Nachholbedarf beim klimaschonenden Heizen. Das ist das vorläufige Studienergebnis des mit 1,1 Millionen Euro vom Bundeswirtschaftsministerium gefördertem Forschungsprojekt "Einfluss der Betriebsführung auf die Effizienz von Heizungsaltanlagen im Bestand" (BaltBest), über das die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben) berichten.

Große Einsparpotenziale weist die Studie vor allem im technischen Bereich auf. Werden von sechs Wohnungen in einem Gebäude fünf manuell und eine mit einer digitalen Smart-Home-Anwendung betrieben, so werden in der digital ausgestatteten Wohnung bis zu 32 Prozent der Heizkosten eingespart, heißt es in der Studie. Sind alle Wohnungen mit automatisierten Temperaturreglern ausgestattet, so liegen die Einsparpotenziale für das gesamte Gebäude bei 13,8 Prozent des bisherigen Verbrauchs. Kritisiert werden in dem Bericht die Bestands-Heizungsanlagen in Mehrfamilienhäusern, die "häufig überdimensioniert" seien.

"Wird eine Heizungsanlage ausgetauscht, orientiert sich die Leistung der neuen Anlage bislang oft eher an der alten Anlage als an dem konkreten Leistungsbedarf des Gebäudes", heißt es. Auch würden sich die wohnungswirtschaftlichen Prozesse um die Gebäudeheizung "deutlich optimieren" lassen. Untersucht wird in dem Projekt seit Dezember 2018 das Heizverhalten von Mietern in 100 Mehrfamilienhäusern von Wohnungsunternehmen. Durchgeführt wird es von der "Allianz für einen klimaneutralen Wohngebäudebestand", einem Bündnis aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen.

Täglich werden 3,9 Millionen Telegramme der 5.800 Sensoren der Funk-Messinfrastruktur dabei an die Forschungsinstitute EZB Business School sowie wöchentlich an die Technische Universität Dresden geschickt. Das Projekt läuft noch bis Mai 2021. Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW fordert angesichts der bisherigen Studienergebnisse ein Umdenken beim CO2-Preis. Bisher kann der CO2-Preis vollständig auf die Mieter umgelegt werden, die SPD will eine Kostenteilung von Vermietern und Mietern durchsetzen. "Es darf keine 100 Prozent-Kostenabwälzungen auf die eine oder die andere Seite geben und auch keine pauschalen 50:50-Regelungen", sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko den Funke-Zeitungen.

Stattdessen müsse sich die Umlage nach der energetischen Qualität der Gebäude richten. "In unsanierten Wohngebäuden muss daher der Vermieter einen Teil der CO2-Kosten tragen, in sanierten Gebäuden müssen die Mieter diese Kosten übernehmen - denn dort ist ihr individuelles Heizverhalten entscheidend", sagte Gedaschko.

Foto: Heizung (über dts Nachrichtenagentur)

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