Mannheim - Sinti und Roma erleben im deutschen Schul- und Ausbildungssystem nach wie vor "extreme Benachteiligung". So lautet das Fazit der noch unveröffentlichten RomnoKher-Studie 2021, über deren Ergebnisse der "Spiegel" vorab in seiner neuen Ausgabe berichtet.
Demnach verfügen 40 Prozent der 18- bis 50-jährigen Angehörigen der Minderheiten über keine abgeschlossene Berufsausbildung, knapp 15 Prozent der 18- bis 25-Jährigen verlassen bereits die Schule ohne Abschluss. Abitur oder Fachabitur haben nur 17 Prozent der befragten Roma und Sinti dieser Altersgruppe. "Das sind dramatische Zahlen auf dem Niveau der späten Sechzigerjahre", sagte Albert Scherr, Leiter des Instituts für Soziologie an der Pädagogischen Hochschule Freiburg dem Magazin. Erst in den Siebzigerjahren sei der Schulbesuch bei Roma und Sinti in Deutschland überhaupt zum Standard geworden.
Erfolgreiche Bildungskarrieren blieben jedoch seither die Ausnahme - laut Studie ein Ergebnis jahrzehntelanger struktureller Diskriminierung. Von der Politik fordert Scherr einen langfristigen Förderplan: "Wir brauchen klare Signale, dass Sinti und Roma bei Bildung und Teilhabe vom Staat unterstützt werden." Die Bereitschaft bei den Betroffenen sei da: 80 Prozent der Befragten wünschen sich entsprechende Hilfen. Wie viel noch zu tun ist, zeigt ein anderes Ergebnis der Studie: 40 Prozent der Interviewten berichteten von Benachteiligung im Unterricht.
Das liegt laut Scherr daran, dass noch immer nicht genug Lehrer "für Diskriminierung in der Schule sensibilisiert" sind.
Foto: Kinder spielen auf einem Schulhof (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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