München - Eine aktuelle Studie wirft ein schlechtes Licht auf die Entscheidung der bayerischen Landesregierung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), im Frühjahr angesichts der Corona-Pandemie Starkbierfeste nicht früher untersagt zu haben. "Signifikant mehr Fälle" seien sowohl durch die Starkbierfeste als auch durch die bayerische Kommunalwahl registriert worden, schreibt Matthias Wjst, Experte für Lungenerkrankungen, in einer jüngst in der "Deutschen Medizinischen Wochenschrift" publizierten Studie des Helmholtz-Zentrums München zum Effekt der Feiern, über die der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe berichtet.

Wjst geht von hochgerechnet rund 1.200 unmittelbaren Covid-19-Ansteckungen durch die Feste aus. "In Landkreisen mit zwei oder mehr Bierfesten war der Effekt besonders groß", sagte der Wissenschaftler. Viele Besucher verbreiteten das Virus demnach kräftig weiter - laut Wjst waren mehrere Tausend Infizierte die Folge. Rund 3.700 Infektionen seien zudem der bayerischen Kommunalwahl Mitte März geschuldet.

Noch Anfang März hatte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bei einer Veranstaltung mit mehreren Hundert Teilnehmern gesagt, Starkbierfeste seien "der natürliche Feind des Coronavirus". Bis Mitte März fanden solche Feste statt. Erst ab 17. März verhängte der Freistaat ein Veranstaltungsverbot, ab 21. März gab es landesweite Ausgangsbeschränkungen. "Söder hätte die Landratsämter bereits Anfang März anweisen müssen, die Starkbierfeste abzusagen", sagte Ludwig Hartmann, Vorsitzender der Grünen-Landtagsfraktion.

Der Ministerpräsident hätte die Leute vor Ort "nicht alleine mit dieser schweren Entscheidung lassen dürfen".

Foto: Biertrinker (über dts Nachrichtenagentur)

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