Berlin - Jochen Brühl, Vorsitzender der Tafeln in Deutschland, fordert für die gemeinnützigen Lebensmittelausgabestellen finanzielle Unterstützung vom Staat, um die Logistik auszubauen. "2020 mussten wir etwa 190 Lkw-Ladungen mit großen Lebensmittelspenden ablehnen, weil den Tafeln die Lager- und Transportmöglichkeiten dafür fehlten. Das muss sich 2021 ändern", sagte Brühl der "Heilbronner Stimme" (Mittwochausgabe).

Er wünsche sich sehr, dass die Tafeln finanzielle Unterstützung vom Staat erhalten, um die Logistik auszubauen und noch mehr große Mengen Lebensmittel verteilen zu können. "Allein durch Spendengelder und ehrenamtliches Engagement ist das nicht zu stemmen." Die Pandemie habe gravierende Folgen für sozial Schwache.

"Arme Menschen sind in den letzten Monaten durch das Raster gefallen", so Brühl. Menschen, die Hartz IV oder Grundsicherung im Alter bezögen, hätten erhöhte Kosten: "Lebensmittelpreise steigen, kostenloses Schul- und Kita-Essen gab es lange nicht, Masken müssen gekauft werden und soziale Angebote sind während der Pandemie nur eingeschränkt möglich." Der Tafeln-Chef berichtet von einer veränderten Struktur auf der Nachfrageseite als Folge der Corona-Pandemie: "Auf der einen Seite kommen nun Menschen zu den Tafeln, die vor der Pandemie nicht auf externe Hilfe angewiesen waren. Das sind Menschen, die ihre Arbeit verloren haben, in Kurzarbeit sind oder deren Aufträge wegbrechen."

Auf der anderen Seite kämen viele vor allem ältere Kunden nicht mehr zu Tafel, weil sie Angst hätten, sich anzustecken. "Natürlich wünsche ich mir auch, dass wir in diesem Jahr wieder näher zusammenrücken können, um füreinander da zu sein und einander zuzuhören. Viele Menschen, die zu den Tafeln kommen, sind einsam und kommen auch, um sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen", so Brühl. Er freue sich darauf, wenn Begegnungen wieder ohne Abstand möglich sind.

Foto: Brot und Brötchen (über dts Nachrichtenagentur)

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