Prag - Der neue tschechische Außenminister Jakub Kulhánek sieht Deutschland in der Pflicht, auf Kritik an der umstrittenen Gas-Pipeline Nord Stream 2 zu reagieren. "Sollte Nord Stream 2 fertiggestellt werden, darf es kein Machtinstrument der russischen Politik werden", sagte er der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstagausgabe).
"Ich bin zuversichtlich, dass Deutschland diese Sorgen zerstreut." Das Projekt habe geopolitische Implikationen und berühre auch die energiepolitischen Interessen der Staaten Mitteleuropas. "Ich sehe allerdings auch die wirtschaftlichen Realitäten und wie weit das Vorhaben fortgeschritten ist", räumte Kulhánek ein. Das deutsch-russische Pipeline-Projekt wird vor allem von Polen, den baltischen Staaten und der Ukraine kritisiert. Auch die USA lehnen den Bau ab, verzichteten zuletzt aber auf Sanktionen gegen deutsche Unternehmen. Vor dem Hintergrund massiver Verwerfungen im Verhältnis Tschechiens zu Russland mahnte Kulhánek europäische Geschlossenheit gegenüber Moskau an. "Über wirtschaftliche Themen oder auch Fragen wie Abrüstung müssen wir mit Russland reden." Andererseits suche Russland den Konflikt. "Es versucht, die Verbündeten in der EU und der NATO zu spalten", sagte er. Die Regierung in Prag hatte Mitte April Russland für Munitionsexplosionen in Tschechien im Jahr 2014 verantwortlich gemacht und 18 als Agenten verdächtige russische Diplomaten ausgewiesen. Russland reagierte seinerseits mit der Ausweisung der meisten tschechischen Diplomaten und setzte Tschechien mit den USA auf eine Liste angeblich unfreundlicher Staaten.
Foto: Bau von Nord Stream 2 (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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