Berlin - Die Ufa verpflichtet sich als erste deutsche Film- und Fernsehproduktion zu mehr Diversität vor und hinter der Kamera. "Wir wollen die Gesellschaft abbilden, wie sie wirklich ist", sagte Geschäftsführer Joachim Kosack der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstagsausgabe).

"Im Genderbereich streben wir 50 Prozent an, bei Menschen mit Migrationshintergrund 25 Prozent, wie es ihrem Anteil an der Bevölkerung entspricht." Das Ziel will das traditionsreiche Unterhaltungsunternehmen bis 2024 erreichen. In den Fokus der Selbstverpflichtung setzt die Ufa nach Angaben der SZ Frauen, People of Color, Menschen mit Beeinträchtigungen sowie Schwule, Lesben und Transgender. Einer starren Quote für alle Bereiche der Produktion erteilt die Ufa eine Absage.

"Ich habe nichts gegen eine Quote, und für unsere Filme, Serien und Shows haben wir auch eine Quote für die Besetzung formuliert", sagte Kosack. Hinter der Kamera aber gebe es keine Quote, sie sei "arbeitsrechtlich heikel". Für Festanstellungen, in der Produktion genauso wie in der Verwaltung, müsse sich die Ufa an das Gleichstellungsgesetz halten, da dürfe man keine Gruppe bevorzugen. Das Anliegen diverser zu werden, sei davon unbenommen.

"Wir meinen es ernst." Seit Jahren arbeite die Ufa intensiv daran, Stereotypen in Drehbüchern abzubauen, auch berate man sich viel mit unterrepräsentierten Gruppen. Die Selbstverpflichtung zu mehr Diversität bis 2024 einzuhalten, sei ein "ganz schön ehrgeiziges Ziel", so der Geschäftsführer. "Vielleicht werden wir den Kotau machen und sagen: Wir brauchen sechs Jahre."

Aber vielleicht gehe es auch in drei Jahren, weil dadurch etwas ausgelöst werde in der Branche. "Man ändert Dinge nur, wenn man sie einfach mal macht und nicht nur darüber redet." Am Ende eines jeden Jahres sollen bis 2024 alle Produktionen gemeinsam ausgewertet werden. Die Selbstverpflichtung gelte nicht streng für jede einzelne Serie, Show oder jeden Historienfilm.

Das liege im Stoff begründet, sagte Kosack. Bei den Daily Soaps würden zum Beispiel schon annähernd 50 Prozent aller Hauptrollen mit Frauen besetzt, allein der große Bedarf an Stoff machte Serien wie "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" vielfältiger in der Besetzung und der Erzählung. Demgegenüber gebe es Historiendramen, da sei es mit der Besetzung schwieriger: "Wenn ich einen Film mit sieben Wehrmachtssoldaten produziere, die in einem Bunker eingeschlossen sind, dann wird es schwierig, ihn genderneutral halb mit Frauen und zur Hälfte mit Männern zu besetzen."

Foto: Kino (über dts Nachrichtenagentur)

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