Amman - Der Leiter des Regionalbüros für den Nahen Osten und Nordafrika des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Andreas Kirchhof, sieht die Lage der syrischen Flüchtlinge zehn Jahre nach Beginn des Krieges noch einmal deutlich verschlechtert. "Die Lage ist dramatisch", sagte Kirchhof, der in der jordanischen Hauptstadt Amman sitzt, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Samstagausgaben).

Es sei ja schon seit Jahren "die größte Flüchtlingskrise der Welt". Aber im letzten Jahr habe man noch mal eine ganz neue Entwicklung gesehen. "Die Armut hat sich verschärft, seit Covid-19 kam. Im Libanon leben jetzt neun von zehn Syrern in extremer Armut." Die Flüchtlinge hätten immer weniger zu essen, könnten die Miete nicht mehr zahlen. "Kinderarbeit nimmt zu. Vor ein paar Wochen fegte ein Schneesturm über den Libanon und Jordanien, während die Menschen nichts zum Heizen hatten." Der UNHCR habe seit 2020 zwar ein neues Notfallprogramm aufgelegt, um mehr Bedürftigen mit kleinen Geldbeträgen über die Runden zu helfen. Das ändere aber nichts an der grundsätzlichen Situation. Zudem herrsche in Syrien selbst eine humanitäre Krise. "Über 13 Millionen Menschen benötigen inzwischen Hilfe." Der UNHCR-Vertreter sagte weiter, Deutschland und andere europäische Länder könnten angesichts dessen "unmittelbare humanitäre Hilfe für Familien" leisten, "die in der jetzigen wirtschaftlichen Krise keine Hoffnung mehr sehen". Außerdem könnten sie den Hauptaufnahmeländern unter die Arme greifen. "Ende März findet eine internationale Geberkonferenz statt, und wir hoffen auf Solidarität mit den Nachbarländern, die 80 Prozent aller Syrer weltweit aufgenommen haben", sagte Kirchhof dem RND. Syriens Nachbarländer Jordanien, Libanon und Türkei haben bei weitem am meisten Flüchtlinge aufgenommen.

Foto: Flüchtlinge (über dts Nachrichtenagentur)

Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?

Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: