Kabul - Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) will trotz der dramatischen Sicherheitslage und der Evakuierung zahlreicher westlicher Botschaften in Afghanistan weiterarbeiten. "Wir wollen im Land bleiben, weil die Menschen dort jetzt mehr denn je Hilfe brauchen. Mit anderen humanitären Organisationen zusammen wollen wir, im Einklang mit humanitären Grundsätzen der Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit, in Afghanistan bleiben und humanitäre Hilfe leisten", sagte die UNHCR-Deutschlandchefin, Katharina Lumpp, der "Welt" (Mittwochausgabe).

Man konzentriere sich dabei auf "die Unterstützung von Vertriebenen und anderen Menschen in Not in Afghanistan, solange wir Zugang zu ihnen haben und so gut wir das in dieser schwierigen Situation, die sich noch dazu ständig verändert, können". Nach Angaben des UNHCR arbeiten derzeit rund 200 Mitarbeiter in Afghanistan. Da der Bedarf an humanitärer Hilfe enorm gestiegen sei und voraussichtlich noch weiter steigen werde, brauchten die Menschen mehr internationale Unterstützung.

Die führende UNHCR-Vertreterin rief den Westen darum zur Unterstützung afghanischer Flüchtlinge auf: "In den letzten mehr als 40 Jahren haben mehr als 90 Prozent der afghanischen Flüchtlinge Schutz in Iran und Pakistan gefunden, den unmittelbaren Nachbarländern. Diese Länder waren seit Jahrzehnten und Generationen ein Beispiel für Solidarität und eine integrative Politik. Die meisten Afghanen, die in den letzten Monaten vertrieben wurden, sind derzeit aber Binnenvertriebene im eigenen Land. Sie brauchen jetzt dringend Unterstützung und humanitäre Hilfe."

Die humanitäre Lage im Land habe sich dramatisch verschlechtert: "In diesem Jahr haben Gewalt und die Sicherheitslage schon 550.000 Menschen innerhalb Afghanistans vertrieben, mehr als zwei Drittel von ihnen allein in den letzten drei Monaten. Der größte Teil von ihnen sind Frauen und Kinder."

Foto: UN-Flüchtlingshilfe (UNHCR) in Genf (über dts Nachrichtenagentur)

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