Berlin - Die Unionsfraktion im Bundestag sorgt sich vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges um die Lebensmittelversorgung in Deutschland. Eckpfeiler der EU-Agrarpolitik müssten noch einmal überprüft werden, sagte Albert Stegemann, agrarpolitischer Sprecher der Fraktion, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitagausgabe).
"Politische Denkverbote in der Agrarpolitik sind unbedingt ad acta zu legen", forderte der CDU-Politiker. Konkret nannte er die geplante Stilllegung von vier Prozent der Ackerfläche im Zuge der EU-Agrarpolitik. "Das muss in diesen Zeiten hinterfragt werden", so Stegemann. Seine Fraktion habe daher eine Sondersitzung des Agrarausschusses im Bundestag beantragt.
Darin soll es um die angespannte Versorgungslage in der Ukraine gehen, aber auch um Auswirkungen auf Deutschland. "Gerade im Bereich der Futtermittel erleben Landwirte derzeit, dass sie keine Vorverträge mehr schließen können", sagte der CDU-Politiker, der selbst Landwirt ist. "So etwas habe ich noch nie erlebt." Mais und andere Tierfutter-Bestandteile sind infolge des Ukraine-Krieges zuletzt deutlich im Preis gestiegen.
Sowohl die Ukraine als auch Russland sind wichtige Lieferanten für den Weltmarkt. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sieht diesbezüglich keine Gefahr: "Die Versorgung innerhalb der EU ist nicht gefährdet. Trotzdem halten wir die Auswirkungen auf die Agrarmärkte genau im Blick", sagte er am Donnerstag. Weltweit sei nicht zuletzt wegen der stark gestiegenen Energiekosten mit Preissteigerungen bei Agrarrohstoffen und bei Düngemitteln zu rechnen.
In der Konsequenz können man auch nicht ausschließen, dass das bei den Verbrauchern an der Supermarktkasse ankommt. "Wir beobachten die Lage der Märkte weltweit sehr genau", so der Minister. "Wer aber in dieser Situation fordert, erste Schritte der Europäischen Agrarpolitik hin zur Förderung einer klima- und umweltschonenden Landwirtschaft zurückzudrehen, dem will ich ganz deutlich machen, dass er hier auf dem Holzweg ist. Um das Recht auf Nahrung nachhaltig weltweit zu sichern, müssen wir die ökologischen Krisen entschieden bekämpfen."
Foto: Brot und Brötchen (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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