Berlin - Die im Vorjahr verabschiedete Unternehmensteuerreform wird bislang von der Wirtschaft kaum angenommen. Das berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf die Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage des Linken-Finanzpolitikers Christian Görke.

Bis zum 30. November 2021, dem ersten Antrags-Stichtag, "sind nach Kenntnis der Bundesregierung rund 150 Anträge auf Option zur Körperschaftsbesteuerung gestellt worden", schreibt das Ministerium. Mit der Reform wurde Personengesellschaften im Vorjahr die Wahlmöglichkeit eingeräumt, sich wie eine Kapitalgesellschaft besteuern zu lassen. Damit würden sie nicht mehr unter die Einkommen-, sondern die Körperschaftsteuer fallen. Im deutschen Steuerrecht werden Personengesellschaften aufgrund komplexer Vorschriften steuerlich häufig benachteiligt.

Die Reform hatte noch der heutige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als Bundesfinanzminister auf den Weg gebracht. Für die Wirtschaft sind die Zahlen ein Beleg, dass die Reform unzureichend ist. So sei schon im Gesetzgebungsverfahren deutlich geworden, "dass die Neuregelung auf wenig Akzeptanz stoßen würde", sagte Rainer Kambeck, Steuerexperte des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Ähnlich sieht es der Verband "Die Familienunternehmer".

Er teilte mit: "Die Hürden zur Anwendung des Optionsmodells sind vom Gesetzgeber hoch gesteckt." Görke sagte unterdessen: "Dass nur rund 150 Anträge auf die Besteuerung nach dem Optionsmodell eingegangen sind, zeigt: Die Reform war ein Steuergeschenk für einige Großunternehmen."

Foto: Finanzamt (über dts Nachrichtenagentur)

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