Berlin - Die Autoindustrie fordert einen Kraftakt für das Batterieladenetz. Der zähe Ausbau gefährde den Erfolg der Elektroautos, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Freitagausgaben). "Ich möchte einen Ladenetz-Gipfel mit allen Playern, und der sollte noch vor Weihnachten stattfinden", sagte Müller, die seit Februar den Verband der Automobilindustrie (VDA) leitet.
Teilnehmen sollten nach Müllers Vorstellung Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen, aber auch von Gebäudewirtschaft, Mineralölfirmen, Parkhausbetreibern und Flughäfen. Sie fehlten zum großen Teil bei den diversen Autogipfeln im Kanzleramt. "Wir brauchen die neuen Akteure am Tisch, alle, die für den Aufbau einer Ladeinfrastruktur mitziehen müssen." In den vergangenen Monaten ist der Absatz von E-Autos auch dank staatlicher Kaufprämien stark gestiegen. Allein in den ersten neun Monaten habe sich die Produktion auf 250.000 Fahrzeuge fast verdoppelt. "Die neuen E-Autos boomen, aber die Zahl der Ladesäulen kommt nicht nach", beklagt Müller. Wenn das so bleibe, werde das Interesse der Kunden schnell wieder sinken, "und das wäre nicht gut für die Klimaziele". Diese steckt die EU gerade höher - verbunden mit strengeren CO2-Vorgaben auch für die Autoindustrie. Aktuell stehe im Schnitt für 13 Elektroautos ein Ladepunkt zur Verfügung, schon in einem halben Jahr müssten sich voraussichtlich 20 Autos eine teilen. Müller verweist auf den neuen Hauptstadtflughafen BER, der bei 18.000 Parkplätzen nur 20 Ladestationen habe. "Das kann nicht deren Ernst sein", sagte Müller. Die VDA-Präsidentin erkennt zwar die staatliche Förderung an, sieht aber Defizite bei Koordination und Umsetzung. Das Problem sieht sie nicht nur in Deutschland, sondern auch auf europäischer Ebene. "Nur weil ein Etat aufgestellt wird, entsteht noch kein Ladenetz", sagte Müller. "Wir sind bereit, wir liefern, aber andere müssen nun dazu die Infrastruktur bauen." In einen Ladegipfel ginge die Autobranche mit konkreten Vorschlägen: Planungsverfahren müssten beschleunigt und Genehmigungen für Ladestationen an Tankstellen erleichtert werden. Der Ausbau des Ökostroms sei wichtig für die Akzeptanz der Elektromobilität bei den Bürgern, und eine Befreiung des Ladestroms von der EEG-Umlage würde den Antrieb noch attraktiver machen. "Ladestrom muss billiger sein als Diesel", sagte die VDA-Präsidentin. Die frühere CDU-Politikerin sieht die Gemeinden in einer Schlüsselrolle: "Jede Kommune sollte jetzt einen Ausbauplan für Elektromobilität vorlegen, jeder Bürgermeister muss das ganz oben auf die Agenda setzen." Und gezielte Förderung sei weiter ein Thema: "Vielleicht muss sich auch der Finanzminister der Sache noch mal annehmen."
Foto: E-Auto-Ladestation (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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