Braunschweig - Virologen und Modellierer warnen vor der Delta-Variante und kritisieren die bundesweiten Lockerungen. Die Helmholtz-Virologin Melanie Brinkmann ist angesichts des steigenden Anteils der Delta-Variante in Deutschland erschüttert über die derzeitigen Öffnungsschritte, berichtet der "Spiegel".

Vor allem Debatten über die Abschaffung der Maskenpflicht hält sie für kontraproduktiv. Diese sei von den Maßnahmen noch "das geringste Übel", so die Wissenschaftlerin. "Wir können derzeit in England beobachten, worauf höchstwahrscheinlich auch Deutschland zusteuern wird", sagte sie dem "Spiegel". Doch statt nun mit Bedacht vorzugehen, handle die Politik schon wieder ungeduldig und ohne einen Plan zu haben, was zu tun sei, sollten die Fallzahlen wieder in die Höhe gehen.

Auch der Physiker und Modellierer Dirk Brockmann hält die vielen parallelen Lockerungen für gewagt. "Wir machen die gleichen Fehler noch einmal", sagte er. Es sei klüger, zunächst einzelne Maßnahmen zurückzunehmen und abzuwarten, welche Auswirkung das auf das Infektionsgeschehen habe. Nun sei eigentlich der perfekte Zeitpunkt, um intelligente Öffnungsstrategien anzuwenden, um eine mögliche vierte Welle frühzeitig abzublocken und dennoch Freiheiten zu gewähren.

Der Virologe Marco Binder vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg hält die aktuellen Lockerungen für angebracht. Angesichts der sinkenden Inzidenzen dürften die Menschen endlich mal durchatmen und die neuen Freiheiten genießen. Allerdings müsse man wachsam bleiben und schnell reagieren: "Sobald die Gesamtzahlen in einer Region oder einem Landkreis wieder ansteigen, sollte entschlossen gehandelt werden."

Foto: Menschen mit und ohne Mundschutz (über dts Nachrichtenagentur)

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