Jerusalem - Die jüngste Eskalation zwischen Israel und Palästinensern hat weitere Todesopfer gefordert. Palästinensische Quellen sprachen Stand Donnerstagabend von 93 Toten in den eigenen Reihen, 34 mehr als am Vortag, über 830 Personen sollen verletzt worden sein.

Israel meldete sieben Tote, einen mehr als am Vortag, und über 220 Verletzte. Während aus dem Gaza-Streifen immer wieder Raketen in Richtung Israel abgeschossen wurden, flogen die israelischen Streitkräfte Luftschläge und meldeten die Tötung von 14 Führern der Hamas und des Islamischen Dschihads in Palästina, die für die Attacken in den letzten 72 Stunden verantwortlich gewesen sein sollen. Palästinenser warfen Israel vor, auch zivile Gebäude bombardiert zu haben. Der jüngste Konflikt war am 6. Mai im Zuge einer erwarteten Gerichtsentscheidung ausgebrochen, bei der es um Zwangsräumungen von Palästinensern in Ost-Jerusalem ging.

In Deutschland haben sich nach mehreren antisemitischen Vorfällen Vertreter jüdischer Gemeinden alarmiert gezeigt. "Als Tochter von Holocaust-Überlebenden verstehe ich überhaupt nicht, wie so etwas wieder passieren kann", sagte die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, Judith Neuwald-Tasbach, der "Welt" (Freitagausgabe). Am Mittwochabend hatte eine Menschenmenge in der Nähe der dortigen Synagoge mehrfach "Scheißjuden" gegrölt. "Für unsere Mitglieder, die zu einem großen Teil aus der ehemaligen Sowjetunion kommen, ist das beängstigend und emotional schwer zu verkraften", sagte Neuwald-Tasbach.

Am Dienstag waren zudem vor Synagogen in Bonn und Münster israelische Flaggen angezündet worden. "Es ist mir egal, woran die Leute glauben. Aber leider sind es immer wieder junge islamistische Männer, die uns Juden angreifen", sagte die Vorsitzende der Synagogengemeinde Bonn, Margaret Traub. Der Antisemitismus komme jedoch von allen Seiten, auch von Rechten, Linken und aus der Mitte der Gesellschaft.

"Die Menschen kennen keine Juden und hassen sie trotzdem." Sharon Fehr, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Münster, berichtet von einer wachsenden Verunsicherung unter den Mitgliedern. "Wer eine israelische Fahne vor einem jüdischen Gotteshaus verbrennt, stellt sich explizit gegen unsere Bemühungen eines friedlichen Miteinanders", sagte er der "Welt". "Ich mag mir nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn für die aggressive Meute ein Jude erkennbar gewesen wäre."

Einige Innenministerien der Bundesländer haben bereits auf die Ereignisse in Nordrhein-Westfalen reagiert. "Dass der Konflikt auch Auswirkungen auf jüdische Einrichtungen in Deutschland haben kann, zeigen die Vorfälle in Nordrhein-Westfalen", sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD). "Wir haben unsere Polizistinnen und Polizisten sensibilisiert, sie werden in den kommenden Tagen verstärkt präsent sein." Man werde alles tun, was möglich sei, um die jüdischen Einrichtungen zu schützen.

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte, dass Deutschland keinen Judenhass dulden und Täter strafrechtlich verfolgen werde. "Unser Grundgesetz garantiert das Recht auf Meinungs- und Demonstrationsfreiheit", erklärte Steinmeier gegenüber "Bild" (Freitagausgabe), "wer aber auf unseren Straßen Fahnen mit dem Davidstern verbrennt und antisemitische Parolen brüllt, der missbraucht nicht nur die Demonstrationsfreiheit, sondern der begeht Straftaten, die verfolgt werden müssen." Nichts rechtfertige die Bedrohung von Juden in Deutschland oder Angriffe auf Synagogen in deutschen Städten, sagte der Bundespräsident.

Foto: Gazastreifen (über dts Nachrichtenagentur)

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