Köln - Im Corona-Jahr 2020 ist die Zahl chinesischer Beteiligungen und Übernahmen von deutschen Firmen gesunken. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft aus Köln (IW), über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben) berichten.
Insgesamt ist es demnach zu 23 Übernahmen oder Beteiligungen gekommen. 2019 waren es noch 26 gewesen, 2016 sogar 44. Von sieben der 23 Übernahmen oder Beteiligungen aus dem vergangenen Jahr konnte das IW das Transaktionsvolumen ermitteln, es belief sich laut der Untersuchung auf 707 Millionen Euro. "Das Jahr 2020 war im Bereich der chinesischen Übernahmen und Beteiligungen durch verstärkte Aktivitäten der Bundesrepublik zum Schutz der ansässigen Unternehmen geprägt", schreibt IW-Industrieökonom Christian Rusche in der Studie. Deshalb seien die Aktivitäten chinesischer Investoren weiter rückläufig.
"Dies wird sich jedoch in Zukunft vermutlich ändern, denn die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung der Volksrepublik in der Weltwirtschaft wird auch die Expansion chinesischer Unternehmen nach Deutschland begünstigen", schreibt Rusche. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) führte die Abnahme chinesischer Investitionen auf das weltwirtschaftliche Konjunkturtief sowie die deutsche Regulatorik zurück. "Im vergangenen Jahr sind ausländische Direktinvestitionen weltweit insgesamt um 42 Prozent zurückgegangen. Zusätzlich verunsichern die wachsenden staatlichen Eingriffsmöglichkeiten durch das deutsche Außenwirtschaftsrecht chinesische Investoren massiv", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben).
"Umso wichtiger ist es, dass ausländische Investoren zukünftig genauso Rechtssicherheit bei Investitionsvorhaben erhalten, wie sich das die deutsche Industrie im Ausland wünscht." Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr die Außenwirtschaftsverordnung in Teilen reformiert, um deutsche Firmen vor Übernahmen schützen zu können. Das sorgt beim BDI für Kritik. "Statt eines Rundumschlags ist es sinnvoll, staatliche Eingriffe auf sicherheitspolitische und eng umrissene nationale Interessen zu begrenzen", mahnte Russwurm.
Zugleich kritisierte er den im Zuge des Fünf-Jahres-Plans eingeschlagenen Wirtschaftskurs Chinas. "Die deutsche Industrie vermisst eindeutige Signale für mehr Offenheit und Marktwirtschaft. Sie wären zentrale Pfeiler für eine stärkere Zusammenarbeit von China und Europa", sagte der BDI-Präsident. Stattdessen habe auch China mit einer verschärften Kontrolle von Auslandskapital zu Investitionsunsicherheiten beigetragen.
Foto: Bank of China (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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