Menlo Park - Will Cathcart, Unternehmenschef des Messengers WhatsApp, übt scharfe Kritik an Plänen der Bundesregierung, deutschen Nachrichtendiensten unverschlüsselten Zugriff auf WhatsApp-Nachrichten zu ermöglichen. "Was hier eingeführt werden soll, würde die Sicherheit all unserer Nutzer gefährden", sagte er dem "Spiegel" zu den erwarteten Folgen einer Änderung des Verfassungschutzgesetzes.

Die Gesetzesinitiative, die als Regierungsentwurf vorliegt, aber noch nicht in den Bundestag eingebracht wurde, sieht vor, dass alle 19 deutschen Nachrichtendienste über die Messenger-Apps von Zielpersonen eine Software zur sogenannten Quellen-Telekommunikationsüberwachung aufspielen dürfen, berichtet das Magazin. Der Manager kritisiert, dass Messengerbetreiber und E-Mail-Anbieter so gezwungen würden, aktiv Schadsoftware auf die Geräte ihrer Kunden zu schleusen. "Ich finde es überraschend, dass solche Gesetzesvorhaben ausgerechnet aus Deutschland kommen", sagte Cathcart. Eigentlich genieße das Land weltweit eine gute Reputation in Sachen Datenschutz.

Der WhatsApp-Chef erteilt auch Überlegungen der EU-Staaten eine Absage, verschlüsselte Nachrichten von Messenger-Apps wie WhatsApp in Einzelfällen entschlüsseln zu lassen, um Nachrichten von Terroristen auslesen zu können. "Nennen Sie es Hintertür, Vordertür oder betreutes Hacken - all das würde die Privatsphäre von Milliarden Menschen schwächen." WhatsApp-Nachrichten sind mit dem Verfahren der sogenannten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt, wobei die Nachrichten nur auf den Geräten der Nutzerinnen und Nutzer selbst entziffert werden können. "Unsere Verschlüsselung funktioniert technisch so, dass wir selbst die Nachrichten nicht lesen können. Wir haben den Schlüssel dazu gar nicht", so Cathcart.

Foto: BND-Zentrale (über dts Nachrichtenagentur)

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