New York - Der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz verlangt die Patentfreigabe für Corona-Impfstoffe. "Insbesondere angesichts der vierten Welle des Coronavirus muss sichergestellt werden, dass in jeder Region der Welt zumindest einige Hersteller Zugang zu den Rezepturen und Technologien erhalten", sagte er der "Frankfurter Rundschau"(Donnerstagausgabe).

Dem Argument, die Voraussetzungen für die komplizierte Herstellung der Mittel lägen nur in wenigen Ländern vor, hält der Wissenschaftler für falsch: So gebe es unter anderem in Pakistan, Bangladesch, Ägypten, Südafrika und dem Senegal hochqualifizierte Pharmaunternehmen. "Diese Firmen können die weltweit verwendeten, biotechnologisch produzierten Impfstoffe für die Viruserkrankung HPV sowie Aids-Medikamente herstellen - und längst nicht nur klassische, chemisch einfach zusammengesetzte Tabletten", so der US-Ökonom. Der Behauptung, die einträglichen Patente seien als Anreiz für die Entwicklung neuer Medikamente notwendig. "Die sicherlich bahnbrechenden mRNA-Impfstoffe sind das Ergebnis jahrzehntelanger Forschung. Diese wurde aber von Wissenschaftlern auf der ganzen Welt vorangetrieben, deren Institute und Aktivitäten wiederum zumeist von Regierungen finanziert wurden", so der Professor an der Columbia University in New York.

Die einschlägige Forschung beruhe hingegen nicht auf Forschungsleistungen, die durch die Erträge großer Pharmaunternehmen finanziert worden seien, so Stiglitz. "Die großen Pharmafirmen sahen die mRNA-Forschung schlicht nicht als profitabel an." Das vorübergehende Aussetzen des Rechts auf geistiges Eigentum sei eine zwingende Voraussetzung für eine erfolgreiche globale Impfkampagne.

"Wie immer wieder auch von deutscher Seite betont wird, ist bekanntermaßen niemand vor dem Virus sicher, bis alle sicher sind", so der Nobelpreisträger.

Foto: Aufgezogene Impfspritzen (über dts Nachrichtenagentur)

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