Ratingen - Die Zahl der Zwangsversteigerungen in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2021 weiter gesunken - Experten zweifeln aber, dass der Trend noch weiter anhält. Innerhalb von sechs Monaten wurden 6.432 Immobilien mit einem Verkehrswert von insgesamt 1,42 Milliarden Euro aufgerufen, heißt es in einer Analyse des Fachverlages Argetra.
Im Vorjahresquartal waren es noch etwa 7.300 Einheiten mit einem Volumen von 1,57 Milliarden Euro. Neben der schon langanhaltenden Niedrigzinsphase verhinderten derzeit noch viele Corona-bedingte Stundungsverfahren einen Anstieg der Zahlen, heißt es in der Analyse. Zudem sei die Nachfrage nach Immobilien weiterhin sehr groß, es komme in jedem zweiten Zwangsversteigerungsverfahren gar nicht erst zu einem Gerichtstermin, sondern die Angelegenheit werde außergerichtlich geklärt. Argetra geht davon aus, dass in Deutschland bald wieder mehr Immobilien unter den Hammer kommen.
"Laufen die staatlichen Unterstützungsprogramme aus, ist mit steigender Arbeitslosigkeit und einem verstärkten Angebot am Immobilienmarkt zu rechnen." Der Anteil der Teilungsversteigerungen, also Versteigerungen zum Zweck der Aufhebung der Eigentümergemeinschaft aus Erbauseinandersetzungen oder Scheidungen, mache derzeit einen Anteil an den Verkehrswerten von 42 Prozent aus, nach 37 Prozent im Vorjahr. Große Unterschiede gibt es weiterhin in den einzelnen Bundesländern: Betrachtet man die Anzahl der Termine pro 100.000 Haushalte, so ist die Zahl der anberaumten Zwangsversteigerungstermine in Sachsen-Anhalt (33) trotz eines Rückgangs von 5 Prozent noch immer fast drei Mal so hoch wie in Bayern (12). Durchschnittlich waren bundesweit im Halbjahr 15 von 100.000 Haushalten von Zwangsversteigerungen betroffen, nach 18 im Vorjahr.
Zwangsversteigert werden zu etwa 66 Prozent Wohnimmobilien mit dem Löwenanteil bei Ein- und Zweifamilienhäusern, gefolgt von Eigentumswohnungen, so Argetra. Den Rest von 34 Prozent teilen sich Gewerbegrundstücke, Wohn- u. Geschäftshäuser, Grundstücke und sonstige Immobilien. In Hamburg wurden laut der Analyse die höchsten Verkehrswerte mit durchschnittlich über 1.100.000 Euro je Immobilie aufgerufen. Bereinigt um zwei Großobjekte liegt der Durchschnitt noch immer bei 712.000 Euro und Hamburg damit auf Platz 2 hinter Berlin.
Thüringen bildet das Schlusslicht mit Durchschnittswerten von 66.000 Euro. Der Bundesdurchschnitt lag bei 221.091 Euro, nach 214.031 Euro im Vorjahreszeitraum. In Bayern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland sind die durchschnittlichen Verkehrswerte rückläufig, während in den anderen Ländern höhere Werte festgesetzt wurden. Bei den vierzig Städten mit den meisten Terminen führt wie 2020 Chemnitz, gefolgt von Leipzig, Berlin und Duisburg.
Neu in der "Blacklist" der Top 40 Zwangsversteigerungsschwerpunkte sind unter anderem Hannover, Kaiserslautern, Ingolstadt und Heidelberg. Dafür fielen aus der Liste die Städte Hof, Wuppertal, Bitburg und Mönchengladbach, heißt es in der Argetra-Analyse.
Foto: Einfamilienhaussiedlung mit Solarpark (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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