Berlin - Der längere Lockdown hat nach Ansicht des Chefs der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, keine gravierenden Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt. "Die Verlängerung des Lockdowns selbst hat nur geringe Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt", sagte er dem Nachrichtenportal T-Online.
"Es ist in der Tat erstaunlich, dass wir aktuell recht gut durch die Krise kommen", sagte Scheele. Man sehe derzeit lediglich den üblichen saisonalen Anstieg der Arbeitslosigkeit. "Aber: Dieser findet auf deutlich erhöhtem Niveau statt. Denn zu Beginn der Krise hat der Arbeitsmarkt schon einen erheblichen Einbruch erlitten. Grund zur Entwarnung gibt es deshalb nicht."
Der im Dezember verhängte harte Lockdown habe bislang zu keinem neuerlichen, erhöhten Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt - "und es deutet aktuell auch nichts darauf hin, dass es so kommt", sagte der BA-Chef. Trotz möglicher Insolvenzen von Firmen sagte er: "Wir werden, Stand heute, keinen zweiten April 2020 erleben. Es wird in den kommenden Monaten voraussichtlich keinen erneuten sprunghaften Anstieg bei der Arbeitslosigkeit und bei der Kurzarbeit geben."
Wichtigster Grund sei die Hoffnung auf eine Zeit nach der Pandemie. "Mein Eindruck ist: Die Arbeitgeber blicken aktuell relativ optimistisch in die Zukunft", sagte der BA-Chef. "Die Unternehmen halten an ihren Fachkräften fest - wahrscheinlich, weil sie fürchten, dass sie sie im Sommer nicht wiederbekommen, wenn sie ihre Leute jetzt entlassen würden." Zurzeit sehe er deshalb keine "Abbruchkante" durch die Corona-Maßnahmen.
Scheele warnt davor, dass wegen der Coronakrise viele Schulabgänger dieses Jahr keinen Ausbildungsplatz bekommen könnten. "Das Ausbildungsjahr 2021 wird schwierig. Corona verschärft die Situation auf dem Ausbildungsmarkt", sagte er dem Nachrichtenportal T-Online. Was die Ausweichstrategie der jungen Leute sei, wisse man jetzt noch nicht.
"Im Jahr 2020 gingen viele einfach länger zur Schule. Nun befürchten wir, dass von diesen viele im Jahr 2021 eine Ausbildung absolvieren möchten." Für alle einen Platz zu finden, werde nicht leicht. Im abgelaufene Jahr habe der Ausbildungsmarkt die Auswirkungen der Coronakrise hingegen gut weggesteckt.
"Das Ausbildungsjahr 2020 ist mit einem blauen Auge davongekommen", sagte er. "Wir konnten zwar weniger beraten, weil die Schulen im vergangenen Frühjahr geschlossen hatten." Dennoch hätten im abgelaufenen Jahr 467.000 Jugendliche einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen. "Wir sehen deshalb keinen Jahrgang `Corona`."
Zugleich sorgt sich der BA-Chef um die steigenden Zahl der Langzeitarbeitslosen. "Wir hatten im Dezember knapp 930.000 Langzeitarbeitslose. Das sind rund 230.000 mehr als im Dezember 2019, ein Plus von mehr als 30 Prozent", sagte er. Er fürchte, man werde deshalb mit einem erhöhten Sockel bei der Langzeitarbeitslosigkeit aus der Krise herausgehen, so Scheele. "Wir waren schon einmal bei weniger als 700.000 Langzeitarbeitslosen. Wir müssen uns deshalb jetzt und nach der Coronakrise anstrengen, diese Menschen noch besser zu qualifizieren, damit sie wieder in Lohn und Brot kommen."
Foto: Bundesagentur für Arbeit (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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