Berlin - Bahnchef Richard Lutz erwartet eine Fortsetzung des Tarifkonflikts mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und erhebt schwere Vorwürfe gegen den GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky. "Würde es nur um tarifliche Fragen gehen, hätten wir schnell eine Einigung", sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Samstagausgaben).

In Wahrheit gehe es aber um Macht. "Die Lokführergewerkschaft GDL will der EVG Mitglieder abjagen, um selbst mehr Einfluss im Unternehmen zu bekommen. Selbst dafür hätte ich Verständnis, wenn es eine Aussicht auf Erfolg gebe." Die gebe es aber nicht. "In den Bereichen Infrastruktur, Verwaltung, Instandhaltung und Werkstätten spielt die GDL zahlenmäßig keine Rolle - und da sehen wir auch keine Bewegung. Die GDL-Spitze hat sich mit ihrer Expansionsstrategie verrannt." Das müsse man nüchtern feststellen. Lutz kritisierte die Wortwahl, mit der Weselsky den Arbeitskampf führt: "Wie Herr Weselsky in dieser Situation agiert und vor allem wie er redet, ist absolutes Gift für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Eisenbahnerfamilie. Da werden gerade Wunden geschlagen, die nur schwer wieder verheilen." Lutz sagte weiter: "Ich finde es nicht in Ordnung, wenn er bei der Bahn zwischen ehrenwerten und unehrenwerten Berufen unterscheidet und mit Letzterem auch tausende Führungskräfte meint." Diese hätten in der Krise auf viel Geld verzichtet. "Denen jetzt vorzuwerfen, dass sie sich die Taschen vollstopfen, ist unredlich und schlicht falsch." In den USA habe man gesehen, wohin diese Form des Populismus führen könne. "Ich verstehe nicht, warum ein Eisenbahner, der das Unternehmen seit Jahrzehnten kennt und genau weiß, wie wichtig Zusammenarbeit und Zusammenhalt für das Funktionieren der Eisenbahn ist, die Belegschaft bewusst spalten will."

Foto: Claus Weselsky (über dts Nachrichtenagentur)

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