Mainz - Biontech testet derzeit zielgenaue Therapien gegen Hoden-, Eierstock- oder Lungen-, Magenkrebs, die bisher nur schwer behandelbar sind. Das sagte die Leiterin der klinischen Entwicklung bei Biontech und Mitgründerin Özlem Türeci dem Portal "Business Insider".
Aber auch individualisierte Krebsimpfstoffe auf mRNA-Basis, etwa gegen schwarzen Hautkrebs und Darmkrebs, seien dabei. Türeci ist verantwortlich für neue Immuntherapien gegen Krebs. Sie sollen möglichst ohne die schweren Nebenwirkungen sein, welche andere Krebsbehandlungen mit sich bringen. Von allen derzeit in der Entwicklung befindlichen Immuntherapien sei das Unternehmen am weitesten mit Krebsimpfstoffen, so Türeci.
Diese basieren wie der Corona-Impfstoff auf der mRNA-Methode. Biontech sei hier in klinischen Prüfungen der Phase 2, bei der die neue gegen die etablierte Therapie verglichen werde. Im Vergleich zum Covid-Impfstoff sei der Einsatz solcher Impfstoffe bei Krebs "die weitaus höhere Herausforderung". Fast 30 Jahre lang habe sie an der mRNA-Methode für die Krebsimpfstoffe gearbeitet.
"In den nächsten fünf Jahren wollen wir mehrere Produktkandidaten zur Zulassung und zu den Krebspatienten bringen - sofern die Daten aus den Studien dafürsprechen", sagte sie "Business Insider". In der Phase 1, der Dosierungsfindung, sei man bei der neuen CAR-T-Zelltherapie. Hierfür würden Zellen des Immunsystems "Killerzellen, die in der Lage sind, eine Tumorzelle im Kampf Mann gegen Mann anzugreifen und zu zerstören", mit einem Sensor ausgerüstet, der Krebszellen erkennt und attackiert. "Wir haben ermutigende frühe Ergebnisse von 15 Krebspatienten", sagte Türeci.
Bei neun von zehn Patienten sei der Krebs so kontrolliert worden und nicht weitergewachsen. Außerdem würden individualisierte Krebsimpfstoffe gegen schwarzen Hautkrebs und Darmkrebs auf mRNA-Basis getestet. Dabei werde ein Impfstoff speziell für jeden Tumor entwickelt. Hier laufen Türeci zufolge bereits zwei großen Phase-2-Studien, deren Ziel es sei, "den Krebs zu verkleinern und ein mögliches Fortschreiten herauszuzögern".
Es werde noch in diesem Jahr Ergebnisse geben. Biontech sei jetzt ein anderes Unternehmen, so die Medizinerin. "Wir haben zwölf Jahre lang keinen Gewinn gemacht, was normal für ein Medikamenten-entwickelndes Biotechunternehmen, aber nicht immer eine einfache Situation ist", sagte sie "Business Insider" dazu. "Zum ersten Mal in der Firmengeschichte haben wir jetzt die Möglichkeit, breit in unsere Pipeline zu investieren."
Bis zu eine Milliarde Euro sollen in Mainz in neue Labore, Produktionsgebäude und Büroflächen fließen, wo 3.000 bis 4.000 Mitarbeiter arbeiten sollen.
Foto: Biontech (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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