Berlin - Die Deutsche Bahn will zwischen den Bahn-Gewerkschaften EVG und GDL vermitteln. "Wir bieten den Gewerkschaften ein faires und transparentes Verfahren zur Feststellung der Mehrheitsverhältnisse an", sagte Personalvorstand Martin Seiler den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben).

Über einen unabhängigen Notar soll die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder festgestellt werden. Nötig wird dies, weil das Unternehmen seit Jahresbeginn dem Tarifeinheitsgesetz unterliegt und damit in dem Betrieb der Tarifvertrag der mitgliederstärksten Gewerkschaft gilt. Bisher konnten die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und die Lokführergewerkschaft (GDL) eigenständige Abschlüsse bei der Deutschen Bahn erzielen. Diese Vereinbarung mit den Arbeitgebern lief Ende 2020 aus. Die EVG ist mit dem Vorschlag einverstanden. "Wir legen die Daten gegenüber einem Notar offen", sagte Gewerkschaftschef Klaus-Dieter Hommel den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die GDL hat sich noch nicht dazu geäußert. Eine Klärung der Mitgliederstärke ist auch für die laufenden Tarifverhandlungen wichtig. Der Tarifvertrag läuft Ende Februar aus. Die Lokführer wollen deutliche höhere Lohnzuwächse durchsetzen, als es die EVG im vergangenen Jahr vermochte. Sollte es zu keiner Einigung kommen, sind im Frühjahr Streiks möglich. Bei ungeklärten Machtverhältnisse muss der Arbeitgeber abschätzen, welche Gewerkschaft die größere ist.

Das Unternehmen darf die Mitarbeiter nicht selbst nach der Zugehörigkeit zur einen oder anderen Organisation befragen. Notfalls müssten dann Gerichte entscheiden. Mit dem Vorschlag des notariellen Verfahrens will Seiler den Konflikt entschärfen. Dabei übermitteln beide Gewerkschaften ihre Mitgliederlisten an die Notare, die sie mit den Belegschaftslisten abgleichen und die Mehrheit auszählen.

Foto: ICE-Zug bei Unwetter (über dts Nachrichtenagentur)

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