Karlsruhe - 31 Jahre nach dem Tod eines Asylbewerbers, der im September 1991 bei einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis ums Leben kam, hat Generalbundesanwalt Peter Frank den mutmaßlichen Mörder festnehmen lassen. Laut eines Berichts des "Spiegel" nahmen Einsatzkräfte der saarländischen Polizei am frühen Montagmorgen in Saarlouis einen 50-jährigen Mann in Gewahrsam.

Er stehe unter dem "dringenden Tatverdacht" des Mordes, des versuchten Mordes in 20 Fällen sowie der Brandstiftung mit Todesfolge. In der Nacht des Anschlags schliefen nach neuesten Ermittlungen insgesamt 21 Geflüchtete in der Unterkunft im Saarlouiser Stadtteil Fraulautern. Während ein Mann verbrannte, konnten sich die übrigen Bewohner retten. Zwei von ihnen wurden bei der Flucht aus dem brennenden Haus schwer verletzt.

Die Karlsruher Bundesanwaltschaft geht von einem rechtsextremen und fremdenfeindlichen Motiv des Anschlags aus. Es gehe um eine "staatsschutzspezifische Tat von besonderer Bedeutung". Bei dem Festgenommenen handelt es sich nach Informationen des "Spiegel" um einen 1971 geborenen Mann aus Saarlouis. In den Neunzigerjahren gehörte er zu den bekanntesten Neonazis der saarländischen Stadt, in der damals eine größere rechtsextreme Szene aktiv war.

Ermittler schrieben ihm seinerzeit eine "führende Rolle" innerhalb der Szene zu. Laut Ermittlungsakten nahm er 1996 an einer rechtsextremen Demonstration teil, auf der auch spätere NSU-Terroristen anwesend waren. Mit dem jahrzehntelang ungeklärten Brandanschlag auf die Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis-Fraulautern wurde der jetzt Festgenommene schon länger in Verbindung gebracht: Im Januar 2021 durchsuchten Ermittler 2021 die Wohnung und den Arbeitsplatz des Mannes, festgenommen wurde er damals jedoch nicht. Was nun aktuell zur Verhaftung des einstigen Neonazi-Aktivisten geführt hat, blieb zunächst unklar.

Vorausgegangen waren umfangreiche Zeugenvernehmungen, hieß es. Der Festgenommene ließ eine Anfrage des "Spiegel" zu den Vorwürfen der Ermittler bislang unbeantwortet. Im Verlauf des Tages soll er dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden.

Foto: Festnahme mit Handschellen (über dts Nachrichtenagentur)

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