Hamburg - Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert angesichts der weltweiten Getreideengpässe einen sofortigen Stopp von Biosprit. "Angesichts der weltweiten Hungersituation sollte der Pflanzenanteil in Benzin und Diesel komplett auf null Prozent heruntergefahren werden - und zwar am besten sofort", sagte der Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben).
"Die Ernten müssen jetzt sinnvoll verwendet werden. Die Nutzung von Raps und Getreide im Tank ist in der heutigen Weltlage nicht sinnvoll - das ist schädlicher Luxus." "Aktuell versenken wir insgesamt 10 Millionen Tonnen Lebensmitteln pro Jahr in Kraftstoffen - und ersetzen damit gerade mal rund 4 Prozent des Sprits. Das ist Wahnsinn." Die Umweltminister der Bundesländer hatten am Freitag beschlossen, den Biospritanteil zu reduzieren. Doch eine Reduzierung reiche nicht, so Hofstetter: "Die Regierung sollte den Anteil von Pflanzen im Biosprit nicht nur senken, sondern auf null absenken. Das kann über das Bundesemissionsschutzgesetz geregelt werden." Zur Herstellung von Biodiesel würden Lebensmittel verwendet, die jetzt auf dem Weltmarkt am dringendsten benötigt werden - wie Getreide und Öle, sagte Hofstetter. "Weltweit fehlt durch den Ukraine-Krieg Rapsöl, Sonnenblumenöl und Sojaöl, gleichzeitig steigen die Preise. Diese Nährstoffe müssen schnellstmöglich dem dringendsten Zweck zur Verfügung gestellt werden - und zwar der Ernährung von Menschen." Der in Deutschland angebaute Raps könnte sofort als Lebensmittel verwendet werden. "Die Biokraftstoffe bringen auch nichts für den Klimaschutz", sagte der Agrarexperte von Greenpeace. "Ernsthafte Berechnungen zeigen, dass Biosprit aufgrund des großen Flächenverbrauchs unterm Strich sogar klimaschädlicher ist als fossiles Öl. Ein Tempolimit ist da viel sinnvoller."
Foto: Zapfsäule (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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