Berlin - Die Grünen befürworten Gespräche mit den Taliban in Afghanistan, um weitere Ortskräfte aus dem Land herauszuholen. "Wenn wir die Leute retten wollen, müssen wir mit den Taliban reden", sagte der außenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Omid Nouripour, dem Sender Phoenix.

Die neuen Machthaber verlangten einen hohen Preis dafür, dass sie Afghanen aus dem Land lassen. Nouripour kritisierte die Bundesregierung, "durch Unterlassung das Heft des Handelns" an die Islamisten übergeben zu haben. "Wir sind jetzt erpressbar durch die Taliban, wenn wir die Leute dort befreien wollen." Der Grünen-Politiker warf der gesamten Bundesregierung Untätigkeit vor, keines der zuständigen Ministerien habe etwas veranlasst, die Ortskräfte herauszuholen, als sich der Vormarsch der Taliban abzuzeichnen begann.

Der Außenminister habe einseitig nur auf gute Berichte aus Afghanistan gehört. Die Federführung der Evakuierung liege jetzt zwar bei Außenminister Heiko Maas (SPD), doch sei er nicht der einzige Minister, der versagt habe. Die politische Verantwortung jetzt auf den Bundesnachrichtendienst (BND) abzuschieben, wie es einige Mitglieder in der Bundesregierung gerade täten, halte er für "schäbig". Das Personal des BND sei in den vergangenen Jahren in Afghanistan zusammen mit der Bundeswehr massiv abgebaut worden.

"Der Nachrichtendienst kann nicht das kompensieren, was die Politik am Ende des Tages nicht gemacht hat", sagte Nouripour. Die Taliban hätten in den letzten Monaten sehr viel versprochen, um den Abzug des Westens zu erreichen. "Sie haben aber in vielen Provinzen so viele Versprechen schon gebrochen." Auch als die Taliban 1996 das erste Mal an die Macht gekommen waren, seien Film- und Musikverbote sowie der Verschleierungs- und Bärtezwang erst nach und nach gekommen.

Man könne den Versprechen der Taliban nicht trauen, so Nouripour.

Foto: Grünen-Parteitag (über dts Nachrichtenagentur)

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