Neubiberg - Infineon-Chef Reinhard Ploss steht einer mehrere Milliarden Euro teuren, europäischen Chipfabrik positiv gegenüber. "Europa muss sich über seine Abhängigkeit Gedanken machen", sagte der Vorstandsvorsitzende des Münchner Halbleiterherstellers dem "Handelsblatt".

Ein großer Teil der Chips komme heute aus Taiwan. "Da muss man auch die geopolitische Stabilität beachten. Deshalb macht es durchaus Sinn, technologisch nachzuziehen." EU und Bundesregierung wollen den Anteil Europas an der weltweiten Chipfertigung deutlich erhöhen.

Eine neue Fabrik steht aber in der Kritik, da sie Milliarden an Subventionen verschlingen würde. An Kunden für ein solches Werk werde es aber nicht mangeln, so Ploss: "Wenn Europa wettbewerbsfähig ist, wird die Welt auch hier fertigen lassen." Anfangs müssten dabei vor allem die Autohersteller berücksichtigt werden, die heute unter den Lieferengpässen leiden würden, so Ploss. "Die brauchen nicht die allerfortschrittlichsten Strukturgrößen bei den Chips. Aber eines Tages sollten wir schon die höchstintegrierten Produkte anbieten."

Bei einer neuen Chipfabrik dürfe es aber nicht bleiben. Gefördert werden sollte "in ähnlichem Maße eine digitale, europäische Nutzungslandschaft, die diese Chips nachfragt". Infineon selbst stellt aktuell ein neues Werk in Kärnten fertig und wäre auch bereit, erneut in Europa zu bauen, sagte Ploss.

"Wir investieren grundsätzlich dort, wo wir Skaleneffekte nutzen können. Das sind für uns primär die großen Standorte Dresden, Villach in Österreich und Kulim in Malaysia."

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