Berlin - Weiterhin erhalten mehr als die Hälfte der sozialversicherungspflichtig Vollzeit-Beschäftigten in der Fleischbranche ein Gehalt unterhalb der Niedriglohnschwelle. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervor, über die die "Rheinische Post" (Donnerstagausgabe) berichtet.
Demnach lag die Niedriglohnquote in der Fleischwirtschaft 2020 bei 50,6 Prozent, in der Gesamtwirtschaft dagegen bei 18,7 Prozent. Der durchschnittliche Bruttoverdienst in der Fleischbranche erreichte im vergangenen Jahr monatlich 2.274 Euro, in der Gesamtwirtschaft dagegen 3.427 Euro. Das Arbeitsministerium gibt die Niedriglohnschwelle mit 2.284 Euro an - das sind nach der Definition der Industrieländerorganisation OECD zwei Drittel des monatlichen Durchschnittsverdiensts. Das Ministeriumspapier zeigt jedoch auch eine Verbesserung für Arbeitnehmer auf: Schon bevor zum 1. Januar 2021 das Werkvertragsverbot in der Fleischindustrie in Kraft trat, hatten die Unternehmen das Arbeitsvolumen von Werkvertragsarbeitnehmern spürbar reduziert.
2020 wurden zwar noch mehr als ein Drittel aller Arbeitsstunden von Werkvertragsbeschäftigten geleistet. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser Anteil aber von etwa 39 auf rund 35 Prozent gesunken, wie aus der Antwort hervorgeht. "Das Verbot von Werkverträgen in der Fleischindustrie zeigt erste Wirkung. Es ist ein gutes Instrument gegen prekäre Beschäftigung. Jetzt muss es die Bundesregierung auch auf andere Niedriglohn-Branchen anwenden", forderte Linken-Politikerin Jutta Krellmann.
"Es ist völlig unverständlich, dass sie den Missbrauch von Werkverträgen nicht auch im Handel, in der Logistik oder bei den Paketdiensten stoppen will", sagte Krellmann.
Foto: Kuh (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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