Berlin - Experten für Cybersicherheit gehen nach der Corona-Pandemie von vermehrten Hackerangriffen in Deutschland und Europa aus. Der Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS), der Digitalisierungsschub habe die Bedrohungslage verändert.

"Viele Unternehmen mussten in kürzester Zeit Homeoffice ermöglichen. Dabei ist viel digitalisiert worden in der Hoffnung, dass erst einmal alles funktioniert." Die Informationssicherheit sei dabei oftmals "vernachlässigt worden". Das Risiko für die Unternehmen "ist also real", sagte Schönbohm der FAS. Analysten befürchten vor allem sogenannte Ransomware-Angriffe, bei denen Hacker massenhaft Daten von Firmen stehlen und sie anschließend verschlüsseln, um Lösegeld zu erpressen.

In den vergangenen Monaten haben solche Attacken Firmen auf der ganzen Welt lahmgelegt, in Amerika zum Beispiel einen Pipeline-Betreiber. Nach Ansicht von Charles Carmakal, dem technischen Direktor der US-Cybersicherheitsfirma FireEye, birgt das Homeoffice für solche Angriffe besondere Gefahren, wie er der FAS sagte. Viele Mitarbeiter nutzten den Arbeitscomputer zu Hause auch privat, zum Beispiel um Mails zu lesen. So sei aber etwa Google-Mail in der Vergangenheit schon ein Einfallstor für Kriminelle gewesen, die sich dann im Unternehmensnetzwerk ausbreiten konnten.

Carmakal geht auch davon aus, dass der Ermittlungsdruck aus Amerika die Hacker nach den jüngsten Angriffen dazu bringt, sich neue Ziele zu suchen. "Europa und Deutschland sind da naheliegend", sagte er der FAS.

Foto: Computer-Nutzer (über dts Nachrichtenagentur)

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