Berlin - Die gesetzlichen Krankenversicherungen schreiben ein großes Minus. Im dritten Quartal betrug das Defizit mehr als drei Milliarden Euro, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Online-Ausgabe) unter Berufung auf Kassenverbände.

Die Unterdeckung ist demnach fast sechzehn Mal so groß ausgefallen wie vor Jahresfrist. Mit minus 1,4 Milliarden Euro schnitten die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) am schlechtesten ab, gefolgt von den Ersatzkassen mit minus 1,2 Milliarden Euro. Die Krankenkassen hatten im ersten Halbjahr noch einen Überschuss von fast 1,3 Milliarden Euro erzielt. Die Versicherungen begründeten das damit, dass während des ersten Lockdowns in der Corona-Pandemie teure Operationen verschoben worden seien und weniger Patienten von sich aus medizinische Einrichtungen aufgesucht hätten, berichtet die FAZ. Nach dem Ende des ersten Lockdowns habe es eine "Normalisierung bei Behandlungen und Operationen" sowie "Nachholeffekte" gegeben, sagte der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, dem Blatt.

Noch seien die längerfristigen Kosteneffekte der Pandemie ungewiss. "Klar ist aber, dass wir in diesem Jahr mit einem Minus abschließen werden und dass das dicke Ende für die gesetzliche Krankenversicherung erst noch kommt", sagte Litsch der FAZ. An der wachsenden Unterfinanzierung sei auch "die finanzielle Wucht der Spahn`schen Gesetze" schuld, sagte der Verbandsvorsitzende mit Verweis auf Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Um das Defizit auszugleichen, würden vor der Bundestagswahl "die Rücklagen der Kassen verfeuert". Nach einem Minus im Gesundheitswesen von 16 Milliarden Euro im kommenden Jahr erwartet Litsch für 2022 mindestens 17 Milliarden Euro.

"Dieses Loch lässt sich dann nicht mehr mit Kassenrücklagen stopfen", sagte der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands der FAZ. "Die rosigen Zeiten sind vorbei."

Foto: AOK (über dts Nachrichtenagentur)

Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?

Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: