München - Clemens Fuest, Präsident des Münchener Ifo-Instituts, stellt sich gegen Forderungen anderer Ökonomen, bei der Pandemiebekämpfung aus Rücksicht auf die Wirtschaft Todesfälle in Kauf zu nehmen. "Ich halte Debatten darüber, in welchem Umfang man Todesfälle angeblich hinnehmen muss, für wenig hilfreich", sagte Fuest dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Donnerstagausgaben).

Zuvor hatte Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Instituts für Wirtschaft (IW), eine Abwägung zwischen der Rettung von Menschenleben und den wirtschaftlichen Folgen etwa von Lockdowns gefordert. Es gehe um die Frage, "wie viele Corona-Fälle und auch Corona-Tote" hinnehmbar seien, so Hüther in einer Analyse des IW. Zwar sieht auch der Ifo-Chef eine Notwendigkeit für Abwägungen zwischen gesundheitlichen, gesellschaftlichen und ökonomischen Zielsetzungen bei der Pandemiebekämpfung. "Die Frage ist, wo genau die Zielkonflikte liegen und was daraus folgt", sagte Fuest. Die wirtschaftlichen Schäden seien entlang von Studien zu 80 Prozent auf die Präsenz des Virus und nicht auf Lockdowns zurückzuführen.

"Schweden hat zunächst kaum Lockdown-Maßnahmen ergriffen, die Wirtschaft ist aber trotzdem eingebrochen, wenn auch etwas später und zunächst nicht ganz so stark". Ein ähnliches Bild zeige sich auch bei Studien in den USA. "Wenn man bei hoher Infektionsgefahr Geschäfte und Restaurants öffnet, wird die Zahl der Kunden, die hingehen, begrenzt sein", zeigte sich Fuest deshalb überzeugt. Außerdem drohe dann sehr schnell die nächste Infektionswelle, mit entsprechenden Folgen für die Wirtschaft.

Fuest widersprach außerdem von Hüther zitierten Untersuchungen, die die Wirksamkeit von Lockdowns in Zweifel ziehen. "Dass Lockdown-Maßnahmen das Infektionsgeschehen beeinflussen, ist durch Studien gut belegt", sagte der Ökonom, der ausdrücklich einen NoCovid-Ansatz bei der Pandemiebekämpfung unterstützt.

Foto: Hinweis auf Maskenpflicht (über dts Nachrichtenagentur)

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