Berlin - Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat besorgt auf die Ankündigung des weißrussischen Staatschefs Lukaschenko reagiert, bei Bedarf russische Atomwaffen in seinem Land zu stationieren. "Die Drohung müssen wir leider sehr ernst nehmen", sagte Melnyk dem Fernsehsender "Welt" dazu.
"Atomwaffen - das wäre natürlich auch für uns ein herber Schlag, weil, wie Sie wissen, Weißrussland genauso wie die Ukraine auf Atomwaffen aus der Sowjetzeit schon vor 27 Jahren verzichtet hat." Das würde die jetzige Situation in der Region maßgeblich verändern, so der Diplomat. "Das würde wahrscheinlich auch Schlüsse nach sich ziehen: Was soll jetzt mit der Sicherheit in Europa geschehen? Wie kann man sich schützen, wenn man den NATO-Beitritt verwehrt?" Man hoffe, dass es vielleicht doch nicht dazu kommt, dass in Weißrussland russische Atomwaffen stationiert werden. "Das würde die gesamte Lage in Europa komplett auf den Kopf stellen."
Auch sonst kann der Botschafter keine Deeskalation im Ukraine-Konflikt erkennen. "Es gab keinen Abzug, es gibt keinen Abzug und wir haben Angst, dass es auch keinen Abzug in den nächsten Tagen oder Wochen geben wird, obwohl das Gegenteil von Moskau behauptet wird." Die eigenen Nachrichtendienste hätten keinen Abzug bis heute bestätigen können. "Also eher im Gegenteil. Wir sehen, dass in der Nähe von der ukrainischen Grenze eine Pontonbrücke in der Nacht gebaut wurde und da ist quasi der Weg nach Kiew frei", so Melnyk.
Zwar auf der weißrussischen Seite, "aber wir wissen, dass die russischen Truppen jetzt verstärkt auch in unserem Nachbarland stationiert sind". Daher sei auch Deutschland gefragt, alle Truppenbewegungen der russischen Seite genau zu überwachen: "Wir rufen auch unsere deutschen Freunde auf, da wirklich nachzuhaken und nicht den Worten Glauben zu schenken, sondern wirklich auch ein Monitoring zu gewährleisten, damit - nicht wir natürlich, aber die Deutschen, die Franzosen, andere Vermittler - dann tatsächlich diesen Abzug, der verkündet wurde, auch beobachten können. Das ist unsere Bitte an die Bundesregierung, an andere Partner, damit man überhaupt im Klaren sein wird, was geschieht."
Foto: Weißrussland (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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