Bonn - Der Bonner Virologe Hendrik Streeck, Mitglied des Corona-Expertenrates der Bundesregierung, hält aus virologischer Sicht nichts von einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht im Pflegebereich, wie sie heute vom Bundesverfassungsgericht indirekt bestätigt wurde. Das sagte er dem Fernsehsender "Welt" dazu.
"Über die rechtliche Einschätzung darüber kann ich gar nichts sagen. Rein virologisch gesehen bin ich sehr überrascht darüber, weil wir wissen, zum Beispiel aus sehr guten Haushaltsstudien aus Dänemark, dass ein Geimpfter genauso das Virus weitergeben kann, wie ein Ungeimpfter", so der Virologe. Zusätzlich gebe es aber eine sehr gute Studie von der CDC, dem Center of Disease Control in den USA, die gezeigt habe, dass eine FFP2-Maske das Risiko einer Ansteckung um 80 Prozent ungefähr reduziere, so dass eine Maske einen besseren Effekt habe als Fremdschutz, als eine Impfung. Eine Empfehlung für eine allgemeine vierte Impfung sieht Streeck noch nicht, dafür fehle die Datenbasis: "Die STIKO hat eine vierte Impfung für vulnerablen Gruppen, also auch Personen ab 70 Jahren empfohlen. Aber ob das für eine Allgemeinheit kommen sollte, davon habe ich erstens noch nicht gehört und da muss man auch das ein bisschen skeptisch sehen."
Man müsse erstmal abwarten, wie die Europäische Arzneimittelbehörde und die STIKO das einschätzen. "Mir sind keine Daten bekannt, die sich das längerfristig angeschaut haben. Es gibt nur so die kurzfristigen Publikationen, direkt nach der vierten Impfung, aber es geht ja auch darum, wie wir nächsten Herbst und Winter und auch im nächsten Jahr damit weitermachen."
Foto: Spritze (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: