Berlin - Die Zentralräte von Juden und Muslimen in Deutschland sehen sich immer mehr Beleidigungen oder Bedrohungen ausgesetzt, in denen die Verfasser der Hasszuschriften mit Klarnamen und teilweise richtiger Adresse schreiben. "Wir erleben heute, dass die Täter immer weniger Hemmungen haben. Viele schreiben ihren Hass unter ihrem Klarnamen", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, den Zeitungen Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben).

Meistens sei die Hetze unter Klarnamen juristisch noch gedeckt. "Doch wir haben auch den Eindruck, dass uns diese Personen kurz nach einem Hassbrief noch einmal schreiben: Dann sind es anonyme Morddrohungen", so Mazyek. Die sinkende Hemmschwelle bei Verfassern von Hasszuschriften bestätigte der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, den Funke-Zeitungen: "Es zeigt sich, dass die Täter immer häufiger mit ihrem richtigen Namen und ihrer Adresse an uns schreiben - und nicht mehr anonymisiert."

Das sei eine neue Qualität der Hetze, sagte Botmann. "Wir erleben leider täglich, dass uns Rechtsextremisten, Verschwörungsmystiker oder Israel-Hasser Briefe und zunehmend auch Emails mit ihrer Hetze schicken." Immer häufiger würde der Zentralrat auch Hasszuschriften gegen Juden im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erhalten, sagte Botmann den Funke-Zeitungen.

Foto: Zentralrat der Juden (über dts Nachrichtenagentur)

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