Berlin - Die Bundesregierung hat dem Rüstungskonzern Rheinmetall bisher keinen Waffentransport an die Ukraine erlaubt. "Keine einzige Lieferung wurde bisher von der Bundesregierung freigegeben, also auch nicht die Marder oder Munition oder der Verkauf von alten Leopard-1-Panzern", sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger der "Rheinischen Post" (Samstagausgabe).

Rheinmetall stünde bereit, die Marder direkt an die Ukraine zu liefern: "Die ersten Marder haben wir in drei Wochen fertig. Dann könnten wir zwei Stück pro Woche liefern, insgesamt rund 100 Stück. Wir richten die Fahrzeuge ohne konkreten Auftrag auf eigene Rechnung her, weil es genügend Interessenten gibt, um sie uns abzukaufen. Aber natürlich wäre uns eine Lieferung an die Ukraine am liebsten, um dem Land zu helfen."

Papperger sagte zu Waffenlieferungen Deutschlands an die Ukraine: "Wir haben sicher Nachholbedarf. Es wurde ja bisher nicht viel geliefert. Wenn man den Medienberichten glauben darf, lieferte das kleine Litauen bisher mehr Rüstungsgüter als das große Deutschland." Papperger sieht Pläne der Bundesregierung kritisch, wonach osteuropäische Länder der Ukraine russische Panzer liefern und dafür im Gegenzug von Rheinmetall hergerichtete Marder-Schützenpanzer erhalten.

"Das Problem an einem Ringtausch wäre, dass die Tschechen und die Slowaken keine Marder wollen, sondern moderne Produkte, wie den Schützenpanzer Lynx, den wir in den vergangenen Jahren auf eigene Kosten entwickelt haben. Doch um hohe Stückzahlen zu bauen, brauchen wir zirka zwei Jahre", sagte Papperger. Der Rüstungskonzern drängt darauf, dass die deutschen Verteidigungsbudgets auch nach Ausgabe des geplanten Sondervermögens in Höhe von 100 Milliarden Euro oberhalb von zwei Prozent des Bruttosozialproduktes bleibt. "Wenn wir die zwei Prozent nach den vier Jahren nicht halten, droht ein Strohfeuer", sagte der Unternehmenschef der "Rheinischen Post".

"Dann werden wir die Bundeswehr nicht so stark haben, wie es nötig ist. Ich hoffe, dass der Kanzler die versprochene Zeitenwende auch durchsetzt." Als ein Projekt würde Papperger für sinnvoll halten, wenn Europa ein System zur Raketenabwehr kauft: "Wir brauchen für Europa eine Abwehr gegen weitreichende Raketen. Eine schnelle Verfügbarkeit ist nur machbar, wenn man Systeme aus den USA und Israel zukauft."

Rheinmetall peilt den Aufstieg in die oberste Börsenliga an. "Ein Aufstieg vom M-DAX in den DAX wäre erstrebenswert. Da wir aktuell auf Platz 33 nach Marktwert sind, wäre das auch denkbar. Es wäre jedenfalls eine Ehre, unter den börsennotierten 40-Top-Unternehmen Deutschlands zu sein."

Damit Aufträge auch erfüllt werden können, hat das Unternehmen die Vorräte an Halbleitern und anderen Materialien in diesem Jahr um 500 Millionen Euro erhöht: "Wir haben so viele Halbleiter beziehungsweise Elektronikbauteile zugekauft, dass wir für fünf Jahre wenig Nachschubprobleme haben dürften", sagte Papperger der "Rheinischen Post". "Insgesamt erhöhen wir das Working Capital, also den Wert der Vorräte und Betriebsmittel, in diesem Jahr um rund eine halbe Milliarde Euro." Trotz des Booms bei Rüstungsgütern ist ein Verkauf der zivilen Geschäfte nicht beabsichtigt: "Richtig ist, dass die Verteidigungstechnik an Gewicht gewinnt. Aber ein Ausstieg aus den zivilen Aktivitäten ist nicht geplant."

Foto: Panzer "Marder" (über dts Nachrichtenagentur)

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