Kiel - In Kampf gegen den Klimawandel durch einen zu hohen Ausstoß von Treibhausgas regen Forscher des Geomar-Instituts in Kiel an, die CO2-Aufnahme der Meere künstlich zu erhöhen. "Wir müssen den Treibhausgasausstoß reduzieren, werden aber das 1,5-Grad-Ziel nicht erreichen, ohne künstlich CO2 aus der Atmosphäre zu entnehmen. Der Ozean ist als größter Kohlenstoffspeicher der Erde eine wichtige Stellschraube", sagte die neue Direktorin des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung, Katja Matthes, der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Um die CO2-Aufnahme des Ozeans künstlich zu erhöhen, hält Matthes "vor allem das Verfahren der Alkalinisierung für aussichtsreich: Dabei werden alkalische Mineralien im Meerwasser gelöst, um den pH-Wert des Wassers zu erhöhen und damit die Fähigkeit des Ozeans, CO2 aufzunehmen, zu steigern". Dies könne beispielsweise durch das Einbringen von Gesteinsmehl in den Ozean erfolgen. "Die Alkalinisierung macht die Ozeanversauerung ein Stück weit rückgängig", so Matthes.
Zu möglichen Auswirkungen auf die Organismen im Meer sagte die Geomar-Direktorin: "Die Konsequenzen all dieser Verfahren sind noch nicht ausreichend erforscht. Was wir wissen: Korallenriffe etwa würden durch die Zugabe von Kalk ins Meer profitieren, denn sie werden aktuell durch die Ozeanversauerung zerstört." Gäbe man nun wieder Kalk hinzu, "würden die Riffe weniger stark angegriffen, weil bei der Auflösung des Kalks ein Teil der Kohlensäure im Meerwasser neutralisiert wird". Das helfe letztendlich der Biodiversität.
Grundsätzlich sei es in Deutschland noch schwierig, zu dem Thema zu forschen, sagte Matthes. "Wenn man es erst mal in abgeschlossenen Behältern im Meer, sogenannten Mesokosmen, macht, ist das in Ordnung. Im freien Meerwasser sind Experimente momentan nicht erlaubt. Da sind wir gerade mit der Politik im Gespräch, denn wir müssen diese Verfahren schließlich testen."
Mögliche Alternativen zur Alkalinisierung des Ozeans sieht Matthes auch in der Renaturierung von Küstenregionen. "Aufforstung an Land ist in aller Munde, das geht natürlich auch im Ozean. Seegraswiesen und Mangrovenwälder sind natürliche CO2-Speicher", sagte die Geomar-Direktorin. Und natürlich müsse man untersuchen, ob man flüssiges CO2 unter dem Meeresboden speichern könne.
"Man muss erst mal alles in Betracht ziehen und genau anschauen. Alkalinisierung durch das Einbringen von Gesteinsmehl ist für mich aber momentan der Favorit", sagte Matthes der NOZ.
Foto: Sonnenuntergang über dem Meer (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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